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Geschichte

Bereits vor 100 Jahren wurde das Fach Wasserversorgung und Entwässerung der Städte von F. W. Büsing an der damals noch jungen Technischen Hochschule Charlottenburg gelesen. Ein entscheidender Markstein war aber sicher die Berufung von Prof. Joseph Brix auf den ersten Lehrstuhl in Deutschland für Städtebau und städtischen Tiefbau im Jahre 1904.

Nach 1945 wurde das Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft nacheinander von den Herren Prof. W. Schwenke, Prof. E. Gerlach, Prof. K. Roske, Prof. H. Gutsche und Prof. W. Hegemann betreut.

Seit Januar 2006 leitet Prof. Dr.-Ing. Matthias Barjenbruch das Fachgebiet (Stiftungsprofessur Veolia Wasser).

Die Siedlungswasserwirtschaft umfaßt den gesamten Wasserkreislauf in besiedelten Gebieten. Es ist ein klassisches Bauingenieurfach und in der Regel dem Fachbereich Bauingenieurwesen zugeordnet. In Berlin war es zwischenzeitlich dem Institut für Technischen Umweltschutz angeschlossen, gehört aber seit Januar 2006 wieder zum Institut für Bauingenieurwesen.

Lehre

Die Siedlungswasserwirtschaft als klassischer Bestandteil des Bauingenieurwesens beschäftigt sich mit dem Wasserkreislauf und den zugehörigen Stoffströmen in besiedelten Gebieten. Die grundsätzlichen Ziele sind die Sicherstellung der Stadthygiene, der Gewässer- und Ressourcenschutz sowie die Vermeidung von Überflutungen, was somit den Komfort und die Sicherheit des urbanen Menschen gewährleistet. Im Grundfachstudium, Bereich Wasserwesen, werden grundlegende Kenntnisse über die siedlungswasserwirtschaftlichen Bauwerke und Anlagen zur Wassergewinnung, Trinkwasseraufbereitung und -verteilung, Stadtentwässerung, Abwasser- und Schlammbehandlung vermittelt. Diese werden im Vertiefungsstudium u.a. mit Laborpraktikum und Exkursionen ergänzt und erweitert, so dass ein solides Fachwissen für Planung, Bau und Betrieb dieser Anlagen vorliegt. Dabei wird die Interdisziplinarität mit den Naturwissenschaften, den angrenzenden Ingenieurbereichen und zur Ökonomie geschärft. Insbesondere der Betrieb der Prozesse, Anlagen und Systeme stellt auch zukünftig einen konstanten Bedarf an Bauingenieuren mit siedlungswasserwirtschaftlichem Schwerpunkt dar. Neben der Lehre für Studenten des Bauingenieurwesens werden als Serviceleistung auch Lehrveranstaltungen für Studierende des Technischen Umweltschutzes und des Wirtschaftsingenieurwesens angeboten, die ebenfalls ein breites siedlungswasserwirtschaftliches Wissenspektrum vermitteln.

Forschung

Vor dem Hintergrund, dass weltweit ca. 1,2 Milliarden Menschen keinen gesicherten Zugang zum Trinkwasser haben und etwas mehr als doppelt so viele keinen Anschluss zur geregelten Abwasserentsorgung besitzen, was jährlich etwa 2,2 Millionen Tote durch verschmutztes Wasser verursacht, ist heutzutage eine zentrale Aufgabe der Siedlungswasserwirtschaft, eine sichere Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in den Entwicklungsländern (zum Teil keine siedlungswasserwirtschaftlichen Anlagen bis hin zu Mega-Cities) durch angepasste neue Konzepte und Low-Cost-Technologien zu ermöglichen. Darüber hinaus sind die Anlagen in Industrienationen (Ressourcenknappheit, Instandhaltung) sowie den Schwellenländern (u.a. unvollständige Kanalnetze, schlechte Trinkwasserqualität) weiterzuentwickeln. Die Forschung basiert zum einen auf analytischen und experimentellen Methoden, die sowohl in Situ als auch im Labor durchgeführt werden. Zum andern werden auf Basis von rechnergestützten Modellierungen Prozesse und Systeme entwickelt, untersucht und evaluiert. Aktuell stehen die folgenden Forschungsthemen an: Geruchs- und Korrosionsverminderung im Kanalnetz, weitergehende Mischwasserbehandlung, integrierte Bewirtschaftung von Kanalnetz und Kläranlage, Sanierung von Kanalnetzen, ökologische Sanitärkonzepte, Betriebs- und Energieoptimierung von Kläranlagen, weitergehende Abwasserreinigung, Beurteilung und Optimierung von Abwasserteichen sowie Entwicklung von Kleinkläranlagen.

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